Schattenspringer Boris Nikolai Konrad, ist Physiker, Neurowissenschaftler und achtmaliger Gedächtnisweltmeister. Er spricht über den Unterschied von Glauben und Wissen und erzählt aus seinem Leben als 4-facher Vater. Im Wochentipp beantworte ich die Frage: Was kannst Du tun, um die 10 Facetten, aus denen sich ein gesundes Selbstbewusstsein aufbaut, zu stärken. Welche Wirkung haben Fehler dabei und wie fatal sind Vergleiche mit anderen. Danach geht es um Ehrlichkeit bei der Floskel „Wie geht’s“.
Hier kannst Du den Tipp der Woche nachlesen:
Tipp der Woche:
3 Techniken um Dein Selbstbewusstsein zu stärken
Heute geht es im Teil 3 der Trilogie „unser Selbstbewusstsein und unser Selbstwertgefühl“. Auch dieser Tipp beruht wieder auf der Inspiration durch die Karriere Bibel von Jochen Mai.
Zuerst eine kurze Auffrischung, der beiden letzten Tipps. Im Tipp der Folge 96 ging es um die Frage: Was ist Selbstbewusstsein? Wie sieht das Fundament eines guten Selbstbewusstseins aus? Dabei spielten die drei Fragen:
- Wer bin ich?
- Was kann ich?
- Was bin ich wert?
eine wichtige Rolle. Nach der Beantwortung der drei Fragen, hattest Du den Prozess der Anerkennung und der Eigenbewertung Deiner Talente und Fähigkeiten durchgeführt.
In der letzten Runde, also Im Tipp der Folge 97, habe ich Dir die zehn Facetten des Selbstbewusstseins vorgestellt, unter anderem die Selbstakzeptanz („Ich bin gut“), die Selbstsicherheit (Ich schaffe das“) und die Selbstverantwortung (Ich bin Herr/Frau über mein Leben“) Und wenn Du mitgemacht hast, hast Du diese anschließend bewertet.
Also jede Deiner zehn Facetten mit einer eins (trifft nie zu) oder einer zwei (trifft selten zu) belegt. Natürlich konntest Du auch eine fünf (trifft voll zu) bzw. eine vier (trifft oft zu) vergeben. Danach hatte ich Dir versprochen, dass Du im nächsten Tipp der Woche (Folge 98) Techniken an die Hand bekommst, wie Du die Bewertungen von eins oder zwei auf vier oder fünf bringen kannst.
Und genau darum geht es in der heutigen Folge. Es gibt dazu zwölf Übungen und drei davon habe ich Dir mitgebracht. Los geht’s…
Vor ein paar Jahren wollte ich mit meinem Partner nach Afrika fliegen. Südafrika und Namibia waren geplant. Ich wollte dort Conventions (Schwester Association meines Verbandes der GSA)besuchen. Plötzlich sah es so aus, als würde ich nur alleine fliegen. Mein Partner konnte nicht mehr dabei sein. Ich fing an, meinen Freunden und Bekannten davon zu erzählen. Und sofort ging es los.
Das ist viel zu gefährlich…
Von allen Ecken und Enden hörte ich es: „Das ist viel zu gefährlich!“ Und ganz langsam zogen von meinem Hinterkopf Ängste hoch. Ich fing an zu überlegen, ob ich wirklich alleine fliegen sollte und stellte schnell fest, dass diese Ängste immer stärker wurden, so dass ich mir überlegt, lieber nicht zu fliegen.
Und das war genau der Moment, in dem ich mich hingesetzt und die Flüge am PC sofort gebucht habe. Die sind jetzt nicht ganz kostengünstig. Das heißt, so einfach mal wieder stornieren, macht man dann doch nicht. Durch das sofortige Buchen, habe ich mich selber in die Situation des „no-returns“ gebracht. Das war genau der Moment in dem ich mich entschloss, jetzt oder nie – so weit kommt es noch, dass ich aus Angst vor dem Unbekannten, nicht fliegen werde. Gut, dass ich es getan habe, denn es war ein wunderbares Erlebnis. Dabei habe außerdem noch viele wunderbare Menschen kennen gelernt. Und deswegen bin ich auch ein Jahr später, noch einmal hin geflogen und habe dort wieder die Convention und alle, bis dahin lieb gewonnenen Freunde erneut besucht.
Die erste Übung, um Dein Selbstbewusstsein zu stärken und diese zehn Facetten in eine höhere Punktzahl zu bringen, ist also: „überwinde Deine Ängste!“ Triff Dich beispielsweise mit Menschen, die da sind, wo Du hin willst und frage sie, wie sie das erreicht haben. Nimm sie Dir vielleicht auch als Vorbilder oder zumindest als Inspiration. Kläre für Dich, vor was Du Dich wirklich fürchtest und ob es Deine Ängste sind oder die Fantasien der anderen, die warum auch immer, diesen Schritt, den Du jetzt gerade planst, nicht wagen würden.
Stell Dich Deinen Ängsten
Frage Dich auch: „Was wäre das Schlimmste, was passieren könnte? Was würdest Du dann tun, wenn das Schlimmste eintreten würde? Und was kannst Du heute tun, damit es gar nicht erst passiert?“ Übung 1:
Stelle Dich Deinen Ängsten.
Wenn ich zu meinen Vorträgen reise, dann kommt immer wieder mal mein Partner mit. Gerade Vorträge finden meistens in schönen Städten statt. Da kann es schon mal Sinn ergeben, einen Tag früher anzureisen oder einen Tag länger zu bleiben und wir genießen das dann zu zweit. Immer wieder passiert es dann, dass ich nach dem Vortrag entweder auf dem Weg nach Hause oder jetzt ins Hotel, ins Auto steige, während er fährt und über meine Fehler im Vortrag nachdenke. Was ich wieder alles falsch gemacht habe. Was ich im Vortrag vergessen habe. Wo ich die Pointe versemmelt habe. Und noch viele Fehler mehr, die mir dann einfallen. Na ja, und dann geht es los, dass ich darüber klage, auf mich schimpfe und jammere.
Eines Tages meinte mein Partner: „Holen wir jetzt wieder die Peitsche raus und starten mit der Selbstzerfleischung?“ Als erstes habe ich mich ganz schön geärgert, über diese Aussage. Später dann über mich gelacht. Und irgendwann habe ich es geschafft, damit aufzuhören. Das war gar nicht so einfach. Doch mit der Zeit ist es mir immer besser gelungen, mich zuerst einmal zu fragen: „Was war denn gut in diesem Vortrag?“ Außerdem machte ich mir klar, dass die Punkte, die ich ja als Fehler gesehen habe, das Publikum meistens nicht mitbekommen hat.
Erlaube Dir Fehler
Ich lernte meine Gedanken und meine Aufmerksamkeit darauf zu richten, was gut gelaufen ist. Erlaube Dir Fehler. Die meisten merkt sowieso keiner, nur Du. Erlaube Dir nicht nur die Fehler. Verzeiht Dir die Fehler auch. Gerade wenn Du etwas Neues anfängst und dabei noch nicht viel oder gar keine Erfahrung oder Übung hast. Dann sind Fehler ein Schritt, um dem Können näher zu kommen.
Der wichtigste Grundsatz dabei lautet: Bei neuen Dinge sind Fehler normal! Nochmal, bei neuen Dingen sind Fehler normal und es wäre ein Wunder, wenn keine passieren. Nicht umgekehrt. Es ist ein Wunder, wenn keine passieren, wenn Du etwas Neues beginnst. Das wird oft verwechselt. Daher ist die zweite Übung (2):
Erlaube Dir Fehler und verzeihe sie Dir.
Vor kurzem besuchte ich wieder die Convention meines Berufsverband, der GSA, der German Speakers Association. Und natürlich haben wir uns alle ausgetauscht. Wir hatten uns schon lange nicht mehr gesehen. Mehr als eineinhalb Jahren waren die Kollegen nicht mehr zusammen gewesen und es gab viel zu darüber erzählen, wie es uns in den letzten Monaten ergangen war? Wir haben die eineinhalb Jahre ohne Treffen und persönlichen Austausch, sozusagen Revue passieren lassen.
Da gab es große Unterschiede: Einige Kollegen hatten ein oder sogar zwei Bücher in dieser Zeit geschrieben. Andere bauten sich ein digitales Geschäft auf. Ein lieber Kollege entwickelte einen Vortag mit einem Hologramm. Übrigens, eine tolle Sache, es sah wirklich super aus. Viele erzählten von ihren Erfolgen. Diese Situation, in der viele mit dem berühmten „mein Haus, mein Auto, mein Boot“ antworten, gibt es immer wieder. Vielleicht fragst Du Dich dann auch im Stillen: Wo stehe ich? Was habe ich geschafft? Wie geht es mir mit den scheinbaren Erfolgen der Anderen? Und vielleicht hast Du dann das Gefühl, dass Du nicht so viel geschafft hast, wie die besagten anderen.
Stopp die Vergleiche mit anderen
Eine der wichtigsten Voraussetzungen, um bei Deinen Bewertungen beispielsweise für Selbstbewusstsein oder für die Selbstliebe auf eine fünf (trifft immer zu) zu kommen, ist: Stopp die Vergleiche mit anderen. Es gibt nur einen Maßstab, mit dem Du Dich vergleichen solltest, wenn Du das möchtest. Und dieser Maßstab bist Du selber.
Wo warst Du vor fünf Jahren, vor drei Jahren oder letztes Jahr? Wo oder wie bist Du in diesem Vergleich gewachsen? Wo hast Du Dich weiterentwickelt? Was läuft denn jetzt besser? Vielleicht trotz Krankheit, entweder bei anderen oder bei Dir selber. Trotz der vielen Arbeit oder genau andersrum, obwohl Du keine Arbeit hattest. Trotz Familienzuwachs, trotz den Höhen und Tiefen, die wir alle in unserem Lebensalltag haben.
Vor ein paar Tagen, fällt mir dazu ein, bin ich in den Bergen mit zwei lieben Freunden, beide sportliche Menschen, unterwegs gewesen. Kurz vor dem Gipfel wurden wir von zwei sportlichen Bergläufern überholt. Und einer meiner Freunde guckte einem diesem Bergläufer sehr sehnsüchtig nach und meinte: „Ach, das will ich auch können.“ Wir waren gerade mal wieder stehengeblieben, damit ich Luft schnappen konnte und wieder zu Atem kam. In diesem Moment fragte ich ihn: „Sag mal, möchtest Du wissen, wie das geht? Ich kann es Dir sagen, wenn Du es wirklich wissen möchtest.“ Er verdrehte die Augen und meinte: „Ja, ja, ich weiß schon. Üben, üben und üben.“
Willst Du das wirklich?
Stimmt, meinte ich. Doch es gibt noch eine zweite Frage, die noch wichtiger ist, als die Erste: „Willst Du das (wirklich)?“ Denn oft schauen wir jemanden sehnsüchtig nach, was sie oder er erreicht hat. Und dabei wollen wir das ja gar nicht wirklich. Denn jede Leistung und jeder Erfolg hat ihren bzw. seinen Preis.
Du hast schon so viel geschafft. Wenn Dir etwas wichtig ist, also wirklich wichtig ist, schaffst Du es auch. Davon bin ich ganz überzeugt. Hier glaube ich an Dich. Deswegen lautet die dritte Übung:
Stoppe den Vergleich mit anderen, vergleiche Dich nur mit Dir selber.
Übrigens hat man herausgefunden, dass dieses ständige Vergleichen mit anderen, tatsächlich zu seelischen Schäden führt. Um Dir Deine Erfolge bewusst zu machen, nutze eine kleine Dankbarkeitsübung. Wenn Du beispielsweise abends im Bett zu liegst, sei dafür dankbar, was Du heute schon an Erfolgen geschafft hast. Feiere diese Erfolge, feiere Deine Dankbarkeit darüber. Diese Übung lässt Dich außerdem zufriedener werden. Wenn Du möchtest mach sie jeden Abend.
Dein Selbstbewusstsein besteht aus einer Reihe von Facetten:
Die Selbsterkenntnis: „Das bin ich.“
Die Selbstakzeptanz: „Ich bin gut.“
Die Selbstannahme: „Ich mag mich.“
Die Selbstliebe: „Ich liebe mich.“
Die Selbstwirksamkeit: „Ich kann das.“
Die Selbstsicherheit: „Ich schaffe das.“
Der Selbstglaube: „Es wird mir gelingen.“
Die Selbstkontrolle: „Ich habe mich im Griff.“
Die Selbstverantwortung: „Ich bin Herr/Frau über mein Leben.“
Jede dieser zehn Facetten Deines Selbstbewusstseins muss gepflegt und gehegt werden und braucht den einen oder anderen regelmäßigen Blick drauf. Das genauere Hinschauen und die eine oder andere Technik, hilft Dir von 1 (gelingt mir nie) oder 2 (gelingt mir selten) auf 4 (gelingt mir oft) oder 5 (gelingt mir immer) zu kommen.
Das war der Tipp der Woche und die ersten Übungen, um Dein Selbstbewusstsein zu steigern. Ich wünsche Dir von Herzen sehr viel Erfolg dabei.